Siehst du das Für oder das Gegen?
Am liebsten würde ich aus meiner Mitte raus handeln, mehr, öfters und immer wieder.
Manchmal aber bleibt nur die Wahl für oder gegen. Wieso ist es manchmal einfacher dagegen zu sein, als dafür?
Ich bin dafür, dass wir mehr dafür sind: für Liebe, für Andersheiten, für Fehler genauso wie für Gelungenheiten. Wozu auch immer dagegen sein? Warum gewinnen so viele ihre Anhänger damit, gegen irgendetwas oder irgendjemanden zu sein? Ich möchte mehr Für hören, lesen und auch schreiben.
Ich wünsche mir die Zeiten herbei, in denen nicht mehr mit Fingern auf das gezeigt wird, was daneben ging, sondern immer mehr das Licht dort hin gerichtet wird, was richtig gut gelaufen ist. Natürlich stehe ich für Ganzheit und somit für Hinsehen, wo es hinzusehen gilt. Auch dort hin, wo es uns nicht gefällt – aber nicht um dort zu richten, sondern um daraus zu lernen, hinzuspüren, was das Nichtgewollte in uns auslöst und was uns fehlt.
Ich bemerke auch, dass es leichter fällt Kritik zu üben, als Lob auszusprechen. Warum?
Weil wir erzogen worden sind, uns zu vergleichen. Wo Vergleich, ist Konkurrenz und wo Konkurrenz, da geht es darum, besser sein zu müssen. Ein Lob dient dann meist auch dem eigenen Vorankommen. Warum auch jemandem ein Kompliment aussprechen? Wozu? Was könnte der glauben, dass ich von ihm will? Was habe ich davon? Aber jemanden zu ermahnen, der sich in der Warteschlange vordrängt, hier haben wir oft weniger Scheu. Und so sehe ich es auch in unseren Medien: Wer schuldigt den Anderen mehr an, wer hat mehr Dreck am Stecken und was davon verunsichert uns als Konsumierende mehr?
Haben wir nicht alle ein wenig Dreck am Stecken? Machen wir nicht alle Aussagen, die wir später so nicht mehr sagen würden oder gern zurück nehmen? Die Frage ist doch: Wofür stehe ich ein? Was bin ich bereit zu tun? Und wie gehe ich mit Fehlern um? Ich glaube nicht, dass Dagegensein die Lösung ist. Einen Schritt weiter jedoch geht, sich klar abgrenzen zu können von Ungerechtigkeiten und Unwürdigkeiten und ein „Für“ zu setzen: für jemanden, für uns, für eine Perspektive ohne damit primär gegen jemanden und etwas sein zu müssen – nur hier können neue Möglichkeiten entstehen.
Ich plädiere für mehr Für! Ich möchte mein Für stärken.
Manchmal muss ich mich für das Eine oder das Andere entscheiden und erkenne keine klare Tendenz. Auch hier frage ich mich dann, wo steht mehr Für und auf welcher Seite steht mehr Gegen? In diesem Sinne wünsche ich dir ein entspanntes Wochenende – mit einem klaren Für!
„In zweifelhaften Fällen, entscheidet man sich für das Richtige.“ Karl Kraus
Und auch wenn die Münze scheinbar machmal auf die falsche Seite fällt, es gibt immer etwas wofür du gehen kannst!