Wieviel Tun ist notwendig? Oder ist Sein schon ausreichend?
Da gibt es diese Menschen, die man in sein Leben ziehen möchte, wo man sich bemüht, aufmerksam ist, bedacht und sie kommen nie ausreichend weit in mein Leben herein, um sie als echtes Gegenüber gewinnen zu können.
Und die Energie, die ich verbrate ist verbraten – im Raum des Dazwischen, der immer im Dazwischen bleibt.
Und dann gibt es die Menschen, die immer mal sehr weit weg entgleiten, vielleicht verloren scheinen und doch spürt man sie, die Verbindung, die dann sehr illusorisch wirken mag.
Dann aber tauchen sie wieder auf – aus dem Nichts. Sie waren nie dazwischen, sondern nur scheinbar weg und dann doch gleich wieder da.
Aber da ist dieses Band, das hält, egal was man anstellt oder wie weit man von einander wegtreibt oder weggeht.
Wieviel Abschüttelungen man auch macht: sie bleiben, es bleibt. Also was bringt all das scheinbare Tun, das Versuchen? Reicht es wohl einfach zu leben – sich zu leben, sein Leben zu leben, entlang der Spur und zuzulassen was immer war und immer sein wird?
Womöglich sehe ich einige dieser Menschen auf meiner Spur nie wieder, aber sie werden mich besuchen, in den Tunneln meiner Gefühle, meines Erinnerns, meiner Ahnungen und meiner Träume – weil all dies tiefer und höher geht als die Spur, die ich durch mein Tun ziehe.
Ich werde ruhiger, die Jahre. Ich sehe langsam ein, wie viel unnötige Strampelei ich vergeudete an Menschen, an Wollen, das doch viel unkontrollierbarer war, als mir erscheinte.
Ich kann mich zurücklehnen. Darf mehr beobachten, was dort und da ist. Passieren tut sowieso was will.
Ich sitz zunehmend mehr im Kinosessel meines eigenen Kinos. Und langsam beginne ich auch zu verstehen, dass ich es bin, als Beobachter, der bestimmt, was mich berührt, was mich fesseln kann und wo ich in eine andere Vorstellung wechseln mag.
Wo bleib ich sitzen? Wo geh ich früher als die Spieldauer angesetzt war und wo schau ich noch den Abspann an – auch wenn andere schon längst draußen sind?
Ich muss auch nicht auf jede Werbung anspringen, nicht bei jeder Einladung mitgehen und schon gar nicht dem Mainstream folgen. Ich bin der Beobachter.
Es sind meine Augen, die mir etwas zu mir hereintragen. Es sind meine Ohren, die mich Musik von Lärm unterscheiden lassen. Es sind auch meine Beine, die mich von Kinofilm zu Kinofilm tragen. Aber vor allem ist all das eine Wahrnehmung – meine Wahrnehmung. Es ist meine Perspektive, die mich die Feinheiten von den Grobheiten unterscheiden lässt und die Dinge mich einladen, mich ansprechen, etwas erkennen oder verkennen lässt.
Ich, dieses Gewahrsein hinter all meinen Masken, ist der Transformator und Vermittler. Das, was allem einen Sinn oder Unsinn gibt.
Langsam werd ich ruhiger, sitzend im Sessel des Zuschauers und des Entscheiders – der, der Meins von dem Anderen unterscheidet und frei ist.
Film ab!
Deine Worte verbildlichen meine Gedankenwelt, gefunden, wiedergefunden, berührt, lässt mich klarer sehn. Bin mal wieder da, sag Hallo, und Viele Dank
Liebe Miriam – schön, dass du wieder da bist und wir verbunden sind!